Eine ganz besondere Themenstrategie
Was sind die wichtigsten demografischen Veränderungen weltweit?
Die Weltbevölkerung wächst weiterhin jedes Jahr um etwa 70 Millionen Menschen. Im Jahr 2022 hat sie die 8-Milliarden-Marke überschritten und wird laut den Vereinten Nationen bis 2037 voraussichtlich auf 9 Milliarden ansteigen. Dieses Wachstum in Verbindung mit veränderten Konsummustern heizt die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen an und wird laut Weltbank bis 2030 einen Anstieg der Nachfrage nach Nahrungsmitteln um 35%, nach Wasser um 40% und nach Energie um 50% bewirken.
Darüber hinaus wächst die globale Mittelschicht, insbesondere in Asien, zu der bis 2030 voraussichtlich 1 Milliarde Asiaten gehören werden, was Asien zum größten Verbraucher der Welt macht.
Auch die Urbanisierung schreitet voran: Laut den Vereinten Nationen sollen bis 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben.
Schließlich führt die Alterung der Bevölkerung zu Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt und in den Sozial- und Gesundheitssystemen.
Diese Entwicklungen haben alle Arten von Auswirkungen auf den Planeten und erzeugen auch zahlreiche Investitionsmöglichkeiten.
Wie nutzt die Demografiestrategie von Candriam diese Themen?
Unsere Strategie ist breit aufgestellt, sodass sie viele Aspekte des demografischen Wandels nutzen kann. So braucht die Welt mehr Ressourcen, weil es immer mehr Menschen gibt. Mit Anlagen in Energieunter nehmen kann man daran partizipieren. Zugleich sollen Klimawandel und Umweltzerstörung so weit wie möglich verhindert werden. Deshalb interessieren uns Unternehmen, die dafür sorgen, dass wir Menschen der Umwelt weniger schaden – z. B. Firmen, die Wasser aufbereiten. Die Alterung der Bevölkerung nutzen wir durch Anlagen in Gesundheitsaktien. Aber wir investieren auch in Unternehmen, die Freizeitaktivitäten speziell für ältere Menschen anbieten. Kreuzfahrtveranstalter wären eine Möglichkeit. Bislang sind wir hier aber noch nicht investiert. Am Wachstum in den Emerging
Markets wollen wir durch Anlagen in internationale Marken partizipieren, die in Schwellenländern besonders beliebt sind. Das können Anbieter hochwertiger Lebensmittel oder Luxusgüter sein.
Können Sie die Strategie kurz beschreiben?
Es handelt sich um eine internationale Aktienstrategie, die hauptsächlich in große, bekannte Unternehmen investiert und auf Qualität achtet. In ein Unternehmen mit einer schwachen Bilanz würden wir nicht investieren. Wir haben eine Reihe von Themen erkannt, die im Zusammenhang mit der Demografie stehen: natürliche Ressourcen, Urbanisierung, nachhaltige Entwicklung und Umwelt, Gesundheit, gesündere Lebensweise, Altersvorsorge und Vermögensbildung, Konsum in Schwellenländern und Veränderung von Konsumgewohnheiten (u. a. digitale Gewohnheiten). Um für das Portfolio in Frage zu kommen, muss ein Unternehmen mindestens 30 % seiner Umsätze mit diesen Themen erzielen. Investiert wird nur in Aktien, die uns absolut überzeugen. Das Portfolio enthält höchstens 70 Einzeltitel[1], aber wir wollen die Volatilität so weit wie möglich verringern. Deshalb investieren wir in viele Themen und verzichten weitgehend auf Small Caps. Wir wollen zwar Trends in den Emerging Markets nutzen, bevorzugen aber in der Regel Industrieländer mit starkem Emerging Market Geschäft. Außerdem gehen wir nur sehr kleine Fremdwährungspositionen ein. Auch das sorgt für Stabilität.
Im Übrigen sind ESG-Kriterien[2] in unseren Investmentprozess integriert. Wir bewerten, wie Aktivitäten von Unternehmen im Verhältnis zu den großen Nachhaltigkeitsthemen und den Umgang mit Stakeholdern aufgestellt sind. Zunächst schließen wir Unternehmen aus, die die 10 Grundsätze des Global Compact der Vereinten Nationen nicht einhalten und die umstrittenen Tätigkeiten nachgehen wie Rüstung, Tabak, Braunkohle und andere Aktivitäten, die wir nicht für nachhaltig halten.
Ist es eine Bottom-up- oder[3] eine Top-down-Strategie[4]?
In erster Linie Bottomup, aber wenn das Portfolio am Ende nicht ausreichend nach Ländern und Sektoren diversifiziert ist, schauen wir, ob es zum Konjunkturumfeld passt und nehmen ggf. einige Anpassungen vor. Wenn z. B. die dazu Bottom-up-Analyse führte, dass das Portfolio zu 60 % aus defensiven Konsumgütern bestünde und die Weltwirtschaft gerade stark wächst, würden wir erheblich schlechter abschneiden als der MSCI World©. Deshalb würden wir diese Übergewichtung senken, aber das Portfolio nicht komplett anders positionieren. Der Bottom-up-Ansatz ist immer die wichtigste Komponente.
Wir geben niemals einem bestimmten Thema gegenüber einem anderen den Vorzug. Wir würden also nicht in diesem Jahr auf die Alterung der Bevölkerung setzen und im nächsten auf die Urbanisierung. Alle unsere Investmentthemen sind langfristig, und ein korrektes Timing ist unmöglich.
Welche Erfahrungen hat Candriam im Management solcher Strategien?
Candriam managt bereits seit über 20 Jahren themenorientiert und hat heute über 11,1 Mrd. US-Dollar in (Stand: Ende 2023) Themenstrategien investiert. Wir kennen ihre möglichen Probleme. Deshalb achten wir darauf, dass das Portfolio in keinem Land oder Sektor zu stark gewichtet ist. Wir haben gesehen, dass einige Themenfonds einen zu engen Fokus hatten, was zu starken Ertragsschwankungen geführt hat. Deshalb haben wir die Strategie so konzipiert, dass sie viel stärker diversifiziert ist und flexibel auf die Konjunktur reagieren kann.
Was unterscheidet Ihre Strategie von anderen?
Zum einen ist sie so diversifiziert wie möglich. Wir wollen extreme Konzentrationen vermeiden. Viele andere Demografiestrategien setzen vor allem auf die Alterung der Bevölkerung. Wir investieren in gleichem Maße in andere Themen, wie den Konsum in den Emerging Markets. Deshalb dürfte unsere Strategie weder so extrem gute noch so extrem schlechte Jahre haben wie andere Themenansätze.
Eine ganz besondere Themenstrategie
Themenstrategien werden immer beliebter, aber ihre Erträge können bisweilen unangenehm schwanken. Johan Van Der Biest, Allan Foll und Jonas Brisard erklären, wie die Demografiestrategie von Candriam einige der wichtigsten Trends nutzt, die die Welt verändern – und dabei die Volatilität begrenzt.
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Candriam Equities L Global Demography
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Unsere Q&A werden Ihnen helfen, schnell und einfach Antworten auf thematische Fragen zu finden!
[1] Als Anhaltspunkt dienen Daten, die sich im Laufe der Zeit ändern können
[2] Wir berücksichtigen nur Sektoren, die durch die „Candriam Exclusion Policy“ nicht ausgeschlossen sind. Dieses Dokument kann unter https://www.candriam.com/de-de/private/insights/publications/#transparency eingesehen werden
[3] Beim Bottom-up-Ansatz werden Aktien auf Basis der Performance eines Unternehmens ausgewählt.
[4] Die Top-down-Allokation richtet sich danach, wie wir die Entwicklung der Weltwirtschaft insgesamt prognostizieren. Anschließend wird sie Schritt für Schritt auf die Regionen, Länder und Sektoren reduziert.