Während die Januar-Umfragen zur Konjunkturlage ermutigende Anzeichen einer Stabilisierung oder sogar Erholung Asiens zeigten, wird das Auftreten des Coronavirus Covid-191 in Wuhan (Provinz Hubei) die Erholung des produzierenden Gewerbes verzögern.
Um die Auswirkungen dieser Epidemie auf die Weltwirtschaft abzuschätzen, ziehen viele Vergleiche zur SARS-Epidemie in den Jahren 2002-03. Dieser Vergleich ist jedoch eher unrealistisch. Zum einen sind die jüngsten Maßnahmen der chinesischen Behörden beispiellos (ganze Städte unter Quarantäne, Schließung von Werksanlagen usw.). Und zudem unterscheidet sich die Situation Chinas stark von der Anfang der Nullerjahre: Die Schuldenlast seiner nichtfinanziellen Akteure ist seitdem stark gestiegen (Grafik 1), während sich sein Wachstum abgeschwächt hat , das Land ist kürzlich der WTO beigetreten. 2002 waren seine Exporte wesentlich dynamischer. Schließlich nimmt China eine besondere Stellung in der globalisierten Wirtschaft ein: Als echte Werkbank der Welt hat sich sein Anteil am weltweiten BIP mehr als verdoppelt und macht heute fast ein Fünftel davon aus (Grafik 2).
Die Auswirkungen dieser Krise auf seine Wirtschaft, wie auch auf den Rest der Welt, werden davon abhängen, wie schnell die Wirtschaftsaktivität in China wieder in Schwung kommt. Eine grobe Berechnung zeigt, dass ein massiver Einbruch der chinesischen Produktion über 20 Arbeitstage hinweg zu einem Wachstumsverlust von einem Prozentpunkt im Laufe des Jahres führen würde: Chinas Wachstum für das Jahr 2020 betrüge dann eher 5 % als 6 % (Grafik 3). Diese Einbußen beträfen jedoch vor allem das erste Quartal, woraufhin im zweiten Quartal ein erheblicher Aufholeffekt zu verzeichnen sein dürfte. Die wirtschaftlichen Folgen eines länger anhaltenden Konjunkturstillstands wären natürlich für China, aber auch für den Rest der Welt, beunruhigend. Der chinesische Tourismus macht heute etwa 0,3 % des weltweiten BIP aus. Für einige Länder, insbesondere in Asien,ist dieser Anteil noch weitaus höher. Vor allem hat sich die Gewichtung der Importe von Zwischenerzeugnissen aus China im letzten Jahrzehnt in den meisten Ländern verdoppelt: Wenn sich die Erholung der Wirtschaftstätigkeit in China länger hinziehen sollte, könnten die Störungen in den Lieferketten weitaus spürbarer werden.
Grafik 1: Chinas Verschuldung des nichtfinanziellen Sektors (% des BIP)
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Quellen: Refinitiv Datastream, Candriam
Grafik 2: Chinas Anteil am weltweiten BIP (in % und in PPP)
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Quellen: Refinitiv Datastream, Candriam
Grafik 3: Chinas Wachstumsrate im Jahr 2020(%, basierend auf der Anzahl der Tage mit Unterproduktion)
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Quelle: Candriam
1 Die WHO hat dieses Virus offiziell als COVID-19 bedeutet „coronavirus disease in 2019“ deklariert.