Zeit, Unternehmensanleihen aus Schwellenländern neu zu bewerten?

"Wir sind der Meinung, dass Anlagechancen und -risiken nicht allein anhand traditioneller Finanzkennzahlen vollständig bewertet werden können. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien ist eine Quelle für langfristigen Mehrwert und Risikominderung, die von der traditionellen Finanzanalyse nicht vollständig erfasst werden kann."

 

Außergewöhnlich hohe Renditen für Schwellenländeranleihen

Derzeit bieten Unternehmen aus Schwellenländern außergewöhnlich hohe Gesamtrenditen, vergleichbar mit den Zeiten während der Finanzkrise 2008/2009 und nach der Dotcom-Blase und den Ereignissen des 11. September 2001. Die Bedingungen nach Covid und der Ukraine-Invasion haben zu erhöhter Inflation geführt, und dementsprechend zu höheren Renditen an den Anleihenmärkten. Ein großer Teil davon ist natürlich auf das Niveau des US-Treasury-Marktes zurückzuführen, aber bei einem durchschnittlichen Rating von BBB- und einer Laufzeit von knapp über vier Jahren halten wir die Bewertungsniveaus für überzeugend, insbesondere wenn wir unsere Erwartungen für begrenzte Ausfallraten in naher Zukunft berücksichtigen. Um dies zu unterstreichen: Die aktuelle Rendite bis zur Fälligkeit liegt bei 8,1 % [1] . Es müsste also zu einer erheblichen Ausweitung der Spreads oder deutlich höheren US-Zinsen kommen, um den Carry der Anlageklasse zu verringern. Dies ist eine seltene Gelegenheit, die es in den letzten zehn Jahren nicht gab, um Renditen zu sichern.

 

Renditen von EM-Unternehmensanleihen bis zur Fälligkeit

Defensive Sektoren sollten überdurchschnittlich abschneiden

Wir streben keine Sektorallokation per se an, da unser Ansatz für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern weitgehend "Bottom-Up" oder von der Auswahl der Emittenten bestimmt ist, aber wir konzentrieren uns auf die allgemeinen Unternehmens- und Schwellenländer-Kreditzyklen. Je nach Zyklusphase passen wir unsere Risiken an, indem wir zyklische Sektoren vorsichtiger behandeln und defensive Sektoren bevorzugen. Unabhängig davon, ob es zu einer leichten globalen Verlangsamung oder zu einer stärkeren Verlangsamung infolge der Straffungszyklen der meisten großen Zentralbanken kommen wird, erwarten wir eine Outperformance der defensiven Sektoren. 

 

Vorsichtig gegenüber China, aber positiv gegenüber Lateinamerika

China bleibt nach wie vor einer  der wichtigsten Märkte im Bereich der Schwellenländer. Als weltweit größter Rohstoffimporteur hat es großen Einfluss auf die meisten Schwellenländer, und ist auch geopolitisch von großer Bedeutung. Unsere Strategie weist nur eine selektive Ausrichtung gegenüber China auf, da wir die Euphorie hinsichtlich des Ausstiegs aus der Null-Covid-Politik als fehlgeleitet betrachten. Wir sind zudem im schwächelnden Immobiliensektor untergewichtet und sich der Ansicht dass ein bedeutende, umfassende Intervention oder Anreizmaßnahmen notwendig sein werden, um die Vertrauenskrise zu überwinden.

In Bezug auf Übergewichtungen sind wir stark in Lateinamerika engagiert, vorzugsweise in Ländern, in denen wir der Ansicht sind, dass politische Risikoprämien im Zusammenhang mit linksorientierten Regierungen Unternehmen mit starken Kreditprofilen zu niedrig bewertet haben. Wir sehen beispielsweise Potenzial in Kolumbien, Peru und Chile. Nachdem wir zu Beginn des Jahres aufgrund der hohen Onshore-Zinsen und einer Reihe von aufsehenerregenden Creditereignissen gegenüber Brasilien vorsichtig waren, haben wir seitdem bestimmte Emittenten hinzugefügt. Dennoch betrachten wir die Gesamtsituation derzeit als relativ teuer. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass das El-Nino-Wetterphänomen voraussichtlich einige unserer Positionen begünstigt wird, aufgrund erhöhter Niederschläge in Südamerika, während wir erwarten, dass einige Sektoren und Länder in Asien von Dürrebedingungen betroffen sein werden.

 

Integration von Nachhaltigkeit zur Bewältigung des Klimawandels

Wir sind der Meinung, dass Investitionsmöglichkeiten und -risiken nicht allein anhand finanzieller Kennzahlen vollständig bewertet werden können. Die Kombination dieser Kennzahlen mit  ESG-Kriterien ist eine Quelle für langfristigen Mehrwert und Risikominderung. Der Klimawandel stellt insbesondere in Schwellenländern eine bedeutende Herausforderung dar. Daher berücksichtigen wir ihn in all unseren ESG-Modellen und sehen ihn als erhebliche Risikoquelle für energieintensive Sektoren, Verkehr und Rohmaterialien. Unsere Emerging Market Corporate Strategie zielt beispielsweise auf einen CO2-Fußabdruck ab, der deutlich unter dem Referenzindex des Fonds J.P. Morgan CEMBI Broad Diversified liegt.  Der jüngste CO2-Fußabdruck des Portfolios lag 79 % unter dem Index[2], wobei Emittenten, bei denen wir problematisches Verhalten feststellen, die kontroversen Geschäftstätigkeiten im Rahmen unseres Engagement-Prozesses adressiert werden.

 

Unterstützende Faktoren

Das Jahr 2022 war geprägt von Abflüssen aus Schwellenländer-Anleihenfonds. während steigende Renditen in den Jahren 2022 und 2023 für volatilere und schwierigere Marktbedingungen sorgten. Wir sind der

Ansicht, dass das mögliche Ende des Fed-Erhöhungszyklus die Bedingungen für eine Rückkehr zu Kapitalzuflüssen in EM Credit schaffen wird. Wir glauben, dass das wesentlich geringere Emissionsvolumen in Schwellenmärkten eine günstige Angebotsdynamik geschaffen hat, die die Spreads in den nächsten zwölf Monaten unterstützen wird. JPMorgan prognostiziert, dass das Primärangebot an EM-Unternehmensanleihen rund 273 Milliarden US-Dollar betragen wird, weniger als die Hälfte des Rekordwerts von 542 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2021,   während solide Rückflüsse im Jahr 2023 bedeuten, dass die Nettoneufinanzierung mit einem Minus von rund  60 Mrd. USD negativ sein wird.

 

Eine gewisse Volatilität, die durch die Auswahl der Emittenten verringert werden kann

Im Allgemeinen sind Schwellenländer-Anleihen volatiler. Angesichts des durchschnittlichen Investment-Grade-Ratings von Baa3/BBB- und der kurzen Duration für diese Unternehmensanleihen ist die Volatilität im Vergleich zu US-Hochzinsanleihen (8,1 %), harten EM-Staatsanleihen (10,2 %) und Lokalwährungen (10,9 %2) geringer. Nimmt man den S&P 500 oder den Schwellenländer-Aktienindex  als Beispiel, so liegt die Dreijahresvolatilität bei etwa 18% für beide, während sie bei EM-Unternehmensanleihen rund 6,6% beträgt[3].

Aus einer höheren Volatilität an den Kreditmärkten können sich Chancen für Investoren ergeben, die sich stärker auf realisierte Kreditausfälle als Maß für das Risiko konzentrieren, wobei lange Phasen des quantitativen Lockerungsprozesses die Volatilität eingedämmt und zu einer gleichmäßigeren Bewertung des Risikos geführt hatten. Dies hat sich nun geändert, da der höhere risikofreie Zinssatz nun zu einem höheren Streuungsgrad führt. Wir sind der Meinung, dass unser umfassender Due-Diligence-Prozess, der eine gründliche Analyse der Kreditwürdigkeit der Emittenten beinhaltet, um Kreditverschlechterungen zu vermeiden, in diesem Umfeld sinnvoll ist. 

Insgesamt betrachten wir die derzeit verfügbaren  hohen Renditen im Bereich der Unternehmensanleihen in Schwellenländern als guten Grund für eine strategische langfristige Allokation. Während sich die Spread-Märkte leicht unter den langfristigen Durchschnittswerten liegen, sind wir der Meinung, dass jede wesentliche Spread-Ausweitung von hier aus einen überzeugenden Einstiegspunkt bieten wird.

 

 

 

Alle unsere Strategien sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos von Kapitalverlusten. Die wichtigsten Risiken, die mit einer Anlage in der Strategie für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern verbunden sind, sind: Kapitalverlustrisiko, Zinsrisiko, Kreditrisiko, Hochzinsrisiko, Liquiditätsrisiko, Risiko in Verbindung mit derivativen Finanzinstrumenten, Kontrahentenrisiko, Schwellenländerrisiko, Nachhaltigkeitsrisiko.

Diese Liste ist nicht erschöpfend, und weitere Einzelheiten zu den mit einer Anlage in die Strategie verbundenen Risiken sind im Prospekt und im Basisinformationsblatt zu finden.

Dies ist ein Marketing-Dokument. Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten noch eine Anlageempfehlung oder eine Bestätigung irgendeiner Art von Transaktion dar. Die in diesem Dokument geäußerten Meinungen, Analysen und Ansichten geben ausschließlich die Ansichten von Candriam wieder. Candriam lässt bei der Auswahl der in diesem Dokument genannten Daten und ihrer Quellen größte Sorgfalt walten. Dennoch können Fehler oder Auslassungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Candriam haftet nicht für direkte oder indirekte Schäden oder Verluste, die aus der Verwendung dieses Dokuments entstehen könnten. Die Rechte von Candriam am geistigen Eigentum sind jederzeit zu wahren. Eine Vervielfältigung des Inhalts dieses Dokuments ist nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung seitens Candriam zulässig. 

Warnung: Die frühere Wertentwicklung eines bestimmten Finanzinstruments, eines Index oder einer Anlagedienstleistung oder -strategie bzw. Simulationen der Wertentwicklung in der Vergangenheit und Prognosen der künftigen Wertentwicklung sind keine verlässlichen Indikatoren künftiger Ergebnisse. Außerdem können sich Gebühren, Abgaben und andere Entgelte auf die Bruttowertentwicklung auswirken. Bruttowertentwicklung auswirken. Falls sich die Wertentwicklung auf eine andere Währung stützt, als die des Mitgliedstaates, in dem der Anleger ansässig ist, können die genannten Renditen infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Falls das vorliegende Dokument Bezugnahmen auf eine bestimmte steuerliche Behandlung enthält, hängen diese Informationen von der individuellen Situation des jeweiligen Anlegers ab und können sich ändern. Das Verlustrisiko des Kapitals wird vom Anleger getragen.

Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten: Die in dieser Mitteilung enthaltenen Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten sind auf der Candriam-Webseite https://www.candriam.com/en/professional/sfdr/ verfügbar.

 

[1] Ab dem 5. Oktober 2023
[2] Für Candriam Bonds - Emerging Markets Corporate, Daten zum 6. Oktober 2023
[3] Candriam, JPM, ICE, Bloomberg, Stand: 5. Oktober 2023. 3-Jahres-Volatilität auf wöchentlichen Daten

  • Christopher Mey, CFA
    Christopher Mey, CFA
    Head of Emerging Market Credit

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